Interview mit Tobias Giemza
Tobias Giemza ist Teilnehmer der Begleitgruppe unseres Projekts #LeichtOnline. Die Gruppe besteht aus acht Personen mit einer geistigen oder Lernbehinderung. Sie diskutieren Projektergebnisse und geben Impulse, was Gegenstand der Untersuchungen werden sollte.
Tobias ist 38 Jahre alt. Er arbeitet als Hauswirtschafter in einer Ergotherapiepraxis, engagiert sich sowohl sozial als auch kulturell und nutzt in seinem Alltag regelmäßig das Internet.
Wir haben uns mit Tobias über das Projekt #LeichtOnline und das Thema digitale Teilhabe unterhalten.
Wie hast du vom Projekt #LeichtOnline erfahren?
Ich habe das durch die Hamburger Arbeitsassistenz kennengelernt. Wir haben bei der Unterstützten Beschäftigung immer einen Projekttag pro Woche gehabt. Und da haben uns das unsere beiden Ansprechpartner vorgestellt.
Was motiviert dich beim Projekt #LeichtOnline mitzumachen?
Ich selber finde das interessant. Erstens, um zu erfahren wie andere Menschen mit Handicaps über das Internet denken und von deren Erfahrung zu hören. Und gleichzeitig, um zu gucken: Wie kann man das vereinfachen? Was kann man verbessern? Oder dass man sich mit den Firmen unterhalten kann, so IT Firmen. Oder dass man mit Arbeitgebern oder anderen Institutionen wie Vereinen oder Behörden sich unterhalten und miteinander austauschen kann. Um zu gucken: Wie kann man eine Internetseite besser gestalten? So von der Größe des Textes oder der Bedienung, der Einstellung und ob man versteht, was da steht. Ich glaube, dass man durch #LeichtOnline anderen Menschen helfen kann, die durch ihre Handicaps Probleme haben. Dass das Projekt eine Hilfestellung sein könnte.
Wie sind deine Erfahrungen bei der Nutzung des Internets?
Ich habe das durch die Schule kennengelernt, wie man das Internet benutzt. Zum Beispiel wenn man eine Unterrichtsaufgabe lösen sollte. Wie filtert man die genauen Informationen von den ungenauen Informationen? Man muss sich ein Ziel setzen und sich nicht ablenken lassen. Wenn man eine Internetseite aufmacht, ist das wie in einer Zeitung. Du siehst die Informationen, was du lesen willst und gleichzeitig hast du die ganze Werbung dazwischen. Oder mitten in dem Text siehst du diese Werbeblöcke. Oder die bewegten Bilder an der Seite. Oder ganz unten siehst du noch Werbung.
Meine ersten Schritte im Internet waren schwierig, weil ich erstmal Erfahrungen sammeln musste. Ich finde, dass das Internet manchmal auch schwierig sein kann. Von der Sprache ist das zu komplex, wenn viele Fremdwörter verwendet werden, die man erstmal nicht versteht. Oder verschiedene Funktionen, die man nicht verstehen kann. Zum Beispiel: Welcher Seite kann man vertrauen von den Informationen? Oder wo kann man zielsicher sich im Internet bewegen? Wenn man das nicht weiß, dann weiß man nicht, wo man anfangen soll. Dann klickt man irgendwo rauf und ist das dann die sichere Information oder nicht? Oder wie kann man die Schrift größer oder kleiner machen? Oder wie erstellt man einen Account? Das war ja am Anfang auch für mich schwierig. Und nach und nach, wenn man sich daran gewöhnt wie das alles funktioniert, dann weiß man, wo man anfangen kann und dann ist man sicher. Das liegt dann auch an der Erfahrung. Oder man ist noch unsicher. Bestimmt gibt es dann so Internetkurse oder Familie und Freunde können einem helfen wie man sicher im Internet surft.
Aber das Internet ist auch ein tolles Hilfsmittel in unserer heutigen Zeit. Meine Schwäche war immer die Rechtschreibung. Durch das Internet konnte ich immer sofort sehen, was habe ich falsch geschrieben? Und der hat das dann ergänzt. Oder wenn ich eine E-Mail schreibe, ich kann heute keine richtigen Texte in analog mehr schreiben mit Stift, weil ich bin nicht mehr so daran gewöhnt.
Was bedeutet digitale Barrierefreiheit für dich?
Dass man einfach das machen kann, was man im Internet tun möchte. Dass man keine Schwierigkeit in der Bedienung hat.
Warum ist dir wichtig, dass alle das Internet nutzen können?
Es ist eine tolle Bereicherung für den Alltag. Es ist so wie ein zweites Bewusstsein. Du kannst Informationen herunter- und raufladen. Und du kannst nach Informationen suchen. Es ist ein tolles Hilfsmittel in allen möglichen Bereichen: für Schule, Behörde, Arbeit, Hobby, alles Mögliche! Und das ist eine echt tolle Bereicherung und gleichzeitig ein Fluch, wenn das Internet nicht funktioniert.
Was ist das Wichtigste, das passieren muss, damit alle Menschen das Internet nutzen können?
Ich finde, jeder hat das Recht im Internet zu sein, wenn man möchte. Ich finde es super, wenn jeder das Internet benutzen kann, egal ob Menschen mit Handicap oder Menschen ohne Handicap. Dass jeder Mensch einen Zugang hat. Aber dass man keine große Einstiegshürde hat. Dass man eine leichte Bedienung hat und dass man das alles gut verstehen kann.