Interview mit Michael Thiel,
Deutscher Volkshochschulverband e. V.

Auf unserem Fachtag Digitale Teilhabe für Menschen mit geistiger Behinderung am 11. Mai 2023 sprach Britt Jensen mit Michael Thiel. Er ist Projektleiter des vhs-Lernportals, eines vom Deutschen Volkshochschulverband e.V. konzipierten digitalen Lernangebots für Alphabetisierung, Grundbildung und Deutschlernen. Das Projekt LernPORTAL ist Projektpartner von #LeichtOnline. Lesen Sie hier einen verschriftlichten Gesprächsauszug.

Michael Thiel
Logo vhs Lernportal

Herzlich Willkommen, Herr Thiel. Schön, dass Sie da sind.

Hallo, Frau Jensen. Danke für die Einladung. Es freut mich sehr, heute dabei zu sein.

Für das vhs-Lernportal haben wir v.a. gering literalisierte Menschen als Zielgruppe und Menschen, die Deutsch lernen möchten. Wir haben uns sehr gefreut, als wir von Ihnen angefragt wurden, bei #LeichtOnline mitzumachen- wir hatten nämlich bisher die Zielgruppe der Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen immer mitgedacht, konnten uns aber nie tiefergehend mit ihren Bedarfen in Bezug auf die Nutzung digitaler Lernangebote beschäftigen. Deswegen war das für uns eine tolle Gelegenheit, die Perspektive zu weiten und auch diese Zielgruppe noch einmal gezielt in den Blick zu nehmen. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar.

Wir freuen uns natürlich auch sehr, dass Sie im Projekt sind. Für uns ist es vielleicht genau anders herum: Wir konzentrieren uns eher auf die Zielgruppe Menschen mit geistiger Behinderung, aber betrachten natürlich auch die Zielgruppe von Personen mit geringer Literalität. Deswegen ist es für uns ganz spannend, dass wir da voneinander lernen können.

Wir erleben Sie als sehr engagierten Projektpartner. Können Sie uns nochmal genauer beschreiben, was Ihre Motivation war, im Projekt #LeichtOnline mitzumachen?

Die Motivation war natürlich, die Zielgruppe besser kennenzulernen, aber auch zu schauen: Wo haben wir vielleicht noch „blinde Flecken“ in unserer technischen wie inhaltlich-didaktischen Angebotsentwicklung? Was tun wir eigentlich für Menschen mit geistiger Behinderung? Gibt es da Schnittmengen zu unseren anderen Zielgruppen?

Mögen Sie davon berichten, welche Erkenntnisse bei Ihnen schon angekommen sind?

Die kurze Antwort ist: Wir müssen da besser – inklusiver und leichter zugänglich – werden. Sie hatten ja dankenswerterweise den Registrierungsprozess bei uns im Lernportal einmal genauer unter die Lupe genommen mit einigen Teilnehmenden und da haben wir gesehen, dass es immer noch relativ kompliziert für diese Zielgruppe ist. Die Sensibilisierung, die auch eines der Ziele Ihres Projekts ist, die ist bei uns – würde ich sagen – sehr gelungen und das hat uns auf jeden Fall motiviert, da weiterzumachen und diese Zugangshürden auch abzubauen.

Was ich immer ganz wichtig finde, um da auch andere Unternehmen nicht abzuschrecken: Dass man auch klein anfangen kann und man erstmal mit einem kleinen Bereich – einer Internetseite oder einer App – anfängt und dann guckt: Funktioniert es oder funktioniert es nicht? Und wenn es nicht funktioniert: Woran liegt das überhaupt? Und dann überarbeiten wir es in einer zweiten Welle noch einmal.

Genau, da ist auch immer ein bisschen Ausprobieren mit dabei. Es ist dann ein Austarierungsprozess mit unserem technischen Dienstleister. Der sagt manchmal: „Sorry – das können wir so nicht.“ Und da müssen wir uns andere Möglichkeiten ausdenken, wie wir bestimmte Probleme lösen. Das ist tatsächlich ein kleinschrittiger Prozess, der aber – einmal in Gang gesetzt – durchaus schnell Ergebnisse zeitigt.

Screenshot: Folie mit Titel "Digitale Teilhabe für Menschen mit geistiger Behinderung"

Sie interessieren sich für das Gespräch in ausführlicher Form?

Hier finden Sie eine Videoaufzeichnung des gesamten Fachtags: Gemeinsam auf dem Weg zu digitaler Teilhabe